Ausgefallener Auftritt auf der ITB

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Von der ITB bleiben wir zwei Länder in Erinnerung, als Überraschung der Irak, ein schöner Stand, Gastfreundschaft und fantastische Tänze. Dann Saudi Arabien, das seinen Auftritt weitgehend ausgefallener gestaltete als der Irak.

Der Stand war sehr gut besucht. Ich konnte mit einigen Hoteliers sprechen, bei Incoming Agenturen und Beauftragten zu Reisedestinationen war kein freier Slot für Gespräche vorzufinden. Die anschliessende Liste der Stand-Teilnehmer lag mir vor:

In meiner sonstigen Rolle als Liedermacher trug ich dort ein Lied vor;

Mit den jungen Leuten am Infostand führte ich nette Gespräche, spannende Diskussionen – auch über den Jemen. «Ja, wir möchten alle Frieden, und Tourismus kann dazu beitragen.»

Zu gern hätte ich die Gespräche vertieft, mich daher wohl für die Zusammenkünfte vorbereiten sollen. Andererseits liebe ich die ITB für ihre zig Möglichkeiten zu spontanen Begegnungen statt von Termin zu Termin zu hetzen.

Saudi Arabien schaffte es, sein Land als interessante Reisedestination anzupreisen. Gern hätte ich noch mit Anwesenden hinterfragt, welche Kundensegmente Saudi Arabien und Jemen ansprechen. Ferner würde ich gerne mit meinen Liedern nach Saudi Arabien reisen und mich dort für Frieden und Lebensfreude einsetzen.

Lieder für den Frieden 

Auf der ITB 2024; nach der Pressekonferenz des israelischen Tourismusministers, lud ich die israelischen Aussteller ein, um sich am nächsten Morgen vor Messebeginn am Stand von Saudi-Arabien zu versammeln und gemeinsam Lieder zu singen. Dazu verteilte ich am Stand von Israel Liedblätter und notierte darauf den Termin.

Enttäuschung und unerwartetes Hausverbot

Wie erwartet, kam nächsten Tags kein Israeli am Stand von Saudi-Arabien an. Dennoch sang ich voller Freude die jeweils ersten Strophen meine Lieder vor, während ich diese ins Englisch übersetzte. Ich wollte daraufhin diskutieren, wurde stattdessen jedoch von drei europäischen Geschäftspartnern des Standes verwiesen. Man erteilte mir Hausverbot; überall auf der Messe sei ich willkommen, nur nicht mehr am Stand Saudi-Arabiens.

Dialog trotz Bevormundung

Auch die Saudis wurden hiermit bevormundet. Meine Geschäftspartner möchten Geschäfte abschließen, aber das Thema «Frieden» schien dabei nur zu stören. Glücklicherweise konnte ich mich dennoch mit einigen Saudis der Halle unterhalten. Sie zeigten mir Anteilnahme und keinerlei Verständnis für die Wegweisung. Stattdessen luden sie mich für den nächsten Morgen ein. So konnte ich doch noch über meine Lieder sprechen, mein Anliegen zum Frieden vortragen, Überdies führten wir ein angenehmes Gespräch.

Die Zukunft der saudischen Gastfreundschaft

Was geschieht mit der saudischen Gastfreundschaft und dem zwischenmenschlichen Austausch, wenn nur noch das Geld im Tourismus zählt? Darüber diskutierten wir, und ich setze den Dialog gerne fort. «Ja,» ich sollte doch einmal nach Saudi Arabien fuhrwerken. Werde ich eingeladen? Wer bestimmt das? Etwa europäische Geschäftemacher?

Saudi-Arabiens Tourismusambitionen

Saudi-Arabiens Auftritt auf der ITB 2024 unterstreicht die ambitionierten Ziele des Landes sowie das Faktum, den Top 10 Tourismusdestinationen der Welt anzugehören.

Hier ein Pressebericht;
Beitrag von Aero International

Megaprojekte am Roten Meer, wie das Neom– und The Red Sea-Project, sollen Touristen anlocken und gleichzeitig die Wirtschaft diversifizieren. Dazu schrieb ich bereits, gern möchte ich darüber die Diskussion vertiefen. 

Gastfreundschaft und kultureller Austausch spielen dabei eine zentrale Rolle. Saudi-Arabien umfasst eine konservative Gesellschaft, die sich jedoch schrittweise öffnet. Der Tourismus kann zum Abbau von Vorurteilen und zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses unter verschiedenen Kulturen beitragen. Sowie ich es in anderen Beiträgen ausführte, ist das eine immense Herausforderung für die Regierung Saudi-Arabiens. 

Allein der gegenseitige Umgang stellt jedoch eine Herausforderung dar. Touristen sollten die lokalen Gepflogenheiten und Traditionen respektieren, während die einheimische Bevölkerung lernen sollte, mit der Mentalität ihrer Gäste umzugehen. Ich halte Musik für lebenswert, und die Saudis waren gegenüber meinen Liedern sehr aufgeschlossen. 

Europäische Unternehmensberater könnten dem Tourismusbereich Saudi-Arabiens’ wertvolles Know-how einbringen. Insofern wäre es jedoch sehr relevant, dass ihre Rezepte an die lokalen Gegebenheiten angepasst würden. Meiner Meinung nach kümmern sich Berater nahezu durchgehend um kommerzielle Ziele und vergessen dabei tendenziell die Menschen dahinter. 

Entwicklungsprognose

  • Kurzfristige Entwicklung (bis 2025):
    • Moderater Anstieg der Touristenzahlen
    • Fokus auf Luxusreisende
    • Herausforderungen: fehlende Infrastruktur, konservative Gesellschaft.
  • Mittelfristige Entwicklung (2025-2030):
    • Deutlicher Anstieg der Touristenzahlen
    • Diversifizierung der Angebote
    • Entwicklung nachhaltiger Tourismuskonzepte.
  • Langfristige Entwicklung (2030+):
    • Etablierung Saudi-Arabiens als Top-Tourismusdestination
    • Positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Meine Wünsche an Saudi Arabien und Saudi Arabiens Touristen

  • Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse
  • Nachhaltige Tourismuskonzepte
  • Investitionen in Infrastruktur und Tourismusangebote
  • Gute Schulungen von Saudis im Tourismus
  • Gleichbehandlung für Ausländer in Saudi Arabien (ein Drittel der Bevölkerung)
  • Abschaffung der Todesstrafe und mehr Frauenrechte, wünschenswert Gleichberechtigung der Frauen.

Fazit

Betrachte ich den Tourismus als Friedensprojekt, so sind Saudi-Arabiens Tourismusambitionen erfreulich. Mit einer stimmigen Strategie und dem Fokus auf Gastfreundschaft und kulturellen Austausch kann das Land zu einem wichtigen Akteur in der globalen Tourismusbranche werden.

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